THEATERPROJEKTE PRAXISKLASSEN:
Von Katastrophalen Geschichten zwischen Leiden und Hoffen
UND
Von rechts links Schwächen und rosaroten Brillen
Wer am 1. Februar 2024 im Festsaal des Hernalser Gymnasiums zugegen war, weiß genau, wovon die Rede ist: Die Theaterstücke der Praxisklassen 5B und 5C. In den letzten zwei Wochen des ersten Semesters haben sich die Schüler*innen der beiden Klassen ganz dem Theater gewidmet und aus ihren eigenen Ideen zwei verschiedene und originelle Theaterstücke geschaffen.
Von Katastrophalen Geschichten zwischen Leiden und Hoffen
Das Stück der 5C, das unter der Leitung von Bettina Stokhammer und mit Unterstützung von KV Helene Rothauer und den Lehrer*innen des Klassenteams auf die Beine gestellt wurde, handelt, wie der Name schon verrät, von allen möglichen Katastrophen. Das Thema war rasch gefunden, denn es war den Schüler*innen ein Anliegen, sich mit den schweren aktuellen Themen wie Terror und Krieg auseinanderzusetzen, aber auch ihre eigenen Erfahrungen und Geschichten einzubringen. Im nächsten Schritt wurden Texte geschrieben, überarbeitet, verworfen, wieder aufgenommen, es wurde probiert, improvisiert, gelacht, diskutiert und gespielt. Kostüme wurden entworfen, Requisiten gebastelt und zusammengesucht, Bühnenbilder kreiert, Tänze choreographiert und dann vor allem eifrig geprobt. Durch die großen und kleinen Katastrophen der Weltgeschichte führten Game Show Moderatoren, die ähnlich wie im Stück des Volkstheaters “Du musst dich entscheiden” das Publikum baten, durch lauten Applaus Entscheidungen zu treffen und damit die Handlung zu beeinflussen. Die Szenen gewährten Einblicke in persönliche Dramen, wie zu hohe Dönerpreise, lästige Straßenkeiler und der Tritt in die Hinterlassenschaften von Hunden. Die Entführung eines Moderators durch Terroristen war nur fake, aber ein Rückblick in die Geschichte zeigte die katastrophalen Konsequenzen von Anschlägen. Am Schluss ließ man die Katastrophen selbst zu Wort kommen und wagte einen Ausblick in die Zukunft, die einen Namen trägt: Komet Jürgen. Das Stück stellte viele Fragen, versuchte sich an manchen Antworten und endete mit der – vom Publikum gewählten – Hoffnung auf die Rettung der Menschheit und dem Satz: „Und vielleicht werden wir ein bisschen daraus gelernt haben.“
Von Links- Rechtsschwächen und rosaroten Brillen
Das von Reni Weichselbaum inszenierte Stück, bei dem KV Isabella Hämmerle und das Lehrer*innenteam der Klasse mitgeholfen haben, ist eine Romeo und Julia Adaption, die in der heutigen Zeit spielt. Wie der Name vermuten lässt, werden Romeo und Julia durch verschiedene politische Ansichten voneinander getrennt. Einige von Julias Freunden sind politisch deutlich rechts orientiert. Themen wie der Klimawandel sind ihnen egal oder werden geleugnet. Romeos Freunde hingegen verkörpern ziemlich genau den politischen Gegenpol. Ihre Beziehung ist somit unmöglich.
Wie in der originalen Version nähern sich die beiden trotzdem an. Während sie glücklich verliebt sind, verhärten sich die Fronten zwischen ihren Freund*innen jedoch dramatisch, was nach einem Konzert zu einer Massenschlägerei und zwei Morden führt. Romeo und Julia realisieren dadurch erneut, dass zwischen den beiden Gruppen nie Friede herrschen wird und dass sie nie zusammen sein werden können. Wozu also noch weiterleben?
In einem gemeinsamem, stummen Entschluss stürzten sich die beiden Liebenden in einer dramatischen Abschlussszene vor dem erschütterten Publikum in den Tod. Und dies von dem berühmten Balkon, der als eine Art Roter Faden durch das Stück führte. Nicht nur war er Treffpunkt der Liebenden, er diente auch drei rechten Wickls als Podium für ihre Hetzrede, und kurz danach der Band „Friedenspanzer“ als Bühne für ihr Konzert. Ihre Antwort auf die rechten Wünsche der drei Politiker war der Song “Ein Sommer nur für sie”. Dass sie nur vordergründig eine harmlose, gute Zeit haben wollten, und die unbedachten Äußerungen des Lead-Sängers auf Social Media die ohnehin schon aufgeheizte Stimmung auf beiden Seiten des politischen Spektrums radikalisierte, wurde erst beim Begräbnis von Romeo und Julia zugegeben. Die Einsicht, und der Aufruf zu Vorsicht und Dialog, gaben am Ende doch Grund zur Hoffnung, verdichtet in dem chorisch gesprochenen Schlusssatz: „Es ist noch nicht zu spät!“
Das Publikum bedachte beide Stücke mit großem, begeisterten, langanhaltenden Applaus!